“Anatomie der menschlichen Destruktivität”, Erich Fromm

“…fundamentalen Entdeckungen Freuds: die Entdeckung, dass psychische Kräfte das Verhalten determinieren, dass diese Kräfte weitgehend unbewusst sind und dass die Bewusstwerdung („Einsicht“) ein Faktor ist, der Veränderungen in der Energieladung und Richtung dieser Kräfte bewirken kann”.

“Der Mensch ist eine Marionette, kontrolliert von den Trieben oder der Konditionierung”.

“Wenn die menschliche Spezies tatsächlich nur etwa den gleichen Grad einer „angeborenen“ Aggressivität besäße wie die in ihrem natürlichen Habitat lebenden Schimpansen, so würden wir in einer recht friedlichen Welt leben”.

“Der Mensch unterscheidet sich jedoch vom Tier dadurch, dass er ein Mörder ist. Er ist der einzige Primat, der seine Artgenossen ohne biologischen oder ökonomischen Grund tötet und quält und der dabei Befriedigung empfindet”.

“Hierdurch legen sie nicht genügend Gewicht auf die fundamentalen Entdeckungen Freuds: die Entdeckung, dass psychische Kräfte das Verhalten determinieren, dass diese Kräfte weitgehend unbewusst sind und dass die Bewusstwerdung („Einsicht“) ein Faktor ist, der Veränderungen in der Energieladung und Richtung dieser Kräfte bewirken kann”.

“Welche Rolle auch immer die Dominanz bei den Tieren spielen mag, es besteht kaum ein Zweifel, dass sich das dominierende Tier diese Rolle ständig neu verdienen muss – das heißt, dass es seine größere Körperkraft, seine Klugheit, seine Energie oder was es sonst zum anerkannten Führer macht, immer wieder neu unter Beweis stellen muss. Ein scharfsinnig ausgedachtes Experiment mit kleinen Affen, über das J. M. R. Delgado (1967, S. 183 f.) berichtet, zeigt, dass das dominierende Tier seine Führerrolle einbüßt, wenn es auch nur momentan die Eigenschaften verliert, die es vor den anderen auszeichnen. Wenn dagegen in der Menschheitsgeschichte die Dominanz institutionalisiert wird und nicht mehr – wie es noch immer in vielen primitiven Gesellschaften der Fall ist – eine Funktion der persönlichen Kompetenz ist, dann ist es nicht mehr notwendig, dass der Führer sich ständig durch hervorragende Qualität neu auszeichnet, ja, es ist effektiv nicht einmal nötig, dass er sie überhaupt besitzt. Das gesellschaftliche System konditioniert die Menschen dazu, dass sie im Titel, in der Uniform und was es sonst immer sein mag, den Beweis sehen, dass der Führer kompetent ist, und solange diese vom ganzen System getragenen Symbole vorhanden sind, wird der Durchschnittsbürger nicht einmal wagen, sich zu fragen, ob der Kaiser tatsächlich Kleider anhat”.

“Jedesmal, wenn sein inneres Gleichgewicht wieder gestört ist, sieht er sich gezwungen, nach einem neuen Gleichgewicht zu suchen. Was man oft als angeborenen Fortschrittstrieb des Menschen angesehen hat, ist tatsächlich sein Versuch, ein neues und möglichst besseres Gleichgewicht zu finden”.

“In seinem politischen Kampf wird er nicht nur von der Leidenschaft zur Macht angetrieben, sondern auch von der Notwendigkeit, sich vor dem Verrücktwerden zu retten”.